In unserer Reihe „Wie dein Pferd die Welt wahrnimmt“ widmen wir uns jedes Mal einem anderen Aspekt der Wahrnehmung deines Pferdes. In diesem Blogbeitrag geht es um das Riechen. Du weißt vielleicht bereits, dass Pferde viel besser riechen können als wir Menschen. Doch was machen sie mit dieser Fähigkeit überhaupt alles? Das wollen wir in diesem Blogbeitrag aufdecken.

 

Wie riechen Pferde ihre Umwelt?

Wieso riechen Pferde überhaupt so viel besser als wir Menschen?

Zum einen ist die Riechschleimhaut viel größer als die des Menschen. Damit können viel mehr Stoffe in der Luft aufgenommen und analysiert werden. Zudem haben Pferde ein deutlich größeres Lungenvolumen. Damit atmen sie bei jedem Atemzug mehr Luft und damit auch mehr Duftstoffe ein. Die Nüstern sind dazu noch beweglich, um auch die Richtung aus der der Geruch kommt genau zu bestimmen. Zu guter Letzt ist der Teil des Gehirns, der sich mit dem Riechen befasst, im Verhältnis zum restlichen Gehirn größer als bei uns.

Mit diesen Voraussetzungen ist es kein Wunder, dass wir Menschen beim Thema Geruch nicht mithalten können.

Hast du schon mal beobachtet, dass dein Pferd „flehmt„? Dabei zieht es die Oberlippe nach oben, verschließt die Nüstern, streckt den Kopf nach vorn und atmet stoßweise durch das Maul ein und aus.

Wieso tun Pferde das?

Zusätzlich zum normalen Riechapparat besitzen Pferde ein weiteres Sinnesorgan, das sogenannte „Jacobsonsche Organ„. Dieses sitzt im Bereich des Gaumens. Es ist spezialisiert auf bestimmte Gerüche, wie z.B. Körperflüssigkeiten von Artgenossen. Durch das Flehmen kann das Pferd besonders viel Luft durch das Maul einatmen und so viele Duftstoffe vom Jacobsonschen Organ aufnehmen lassen. 

Normalerweise tun Pferde dies aber nur bei ganz besonders interessanten oder ungewöhnlichen Gerüchen. Einer davon ist z.B. der Geruch einer rossigen Stute. Ein Henst kann diese Gerüche durch dieses Organ viel besser wahrnehmen und noch mehr Informationen aus dem Geruch herausfinden. 

Wenn wir Menschen uns kennenlernen dann schütteln wir uns die Hände, schauen uns ins Gesicht und erzählen etwas von uns.

Pferde dagegen können sich die meisten Informationen die sie brauchen aus dem Geruch des Gegenübers ableiten. Jedes Tier und jeder Mensch riecht andersIst es jemand Vertrautes, jemand aus der eigenen Herde oder jemand Fremdes? Ist es ein Freund oder ein Feind?

Auch Familienmitglieder werden am Geruch erkannt. Eine Stute erkennt so beispielsweise ihr eigenes Fohlen.

Duftmarken dienen den Pferden auch zur Kommunikation. Pferdeäpfel und Urin beispielsweise können viel über das Pferd aussagen, das diese Spuren hinterlassen hat.

 

Doch Pferde erkennen nicht nur andere Lebewesen am Geruch. Sie verlassen sich in vielen anderen Situationen darauf.

Wenn dein Pferd einen Gegenstand nicht kennt, wird erstmal daran geschnuppert. Wenn es an einem Ort ist, an dem es noch nie war, wird erstmal überprüft, ob vertraute Gerüche in der Luft liegen. 

Als Fluchttier nutzen Pferde ihren Geruchssinn natürlich auch, um die aktuelle Bedrohungslage einzuschätzen. Der Geruch von Verwesung kann beispielsweise als Bedrohung wahrgenommen werden und den Fluchtinstinkt ansprechen.

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Was du daraus lernen kannst

Jetzt hast du eine grobe Vorstellung davon, wie dein Pferd die Umwelt durch Gerüche wahrnimmt. Doch wieso ist es wichtig für dich, das zu wissen? 

Indem wir uns in das Pferd hineinversetzen lernen wir, es noch besser zu verstehen. Du kannst leichter nachvollziehen, wieso dein Pferd sich in bestimmten Situationen auf eine bestimmte Art verhält.

Da Pferde sich für so viele Dinge auf ihren Geruchssinn verlassen, solltest du darauf achten, darauf Rücksicht zu nehmen. Mache dir bewusst, dass ein nicht vertrauter Geruch dein Pferd verunsichern kann. 

Eine solche Situation kann z.B. ein Umzug in einen anderen Stall sein. Alles ist neu, nichts riecht vertraut. Das kann purer Stress für dein Pferd sein. Daher solltest du dein Pferd wenn möglich langsam an solche neuen Situationen heranführen. So überforderst du dein Pferd nicht direkt und es wird deutlich entspannter reagieren. Das funktioniert auch mit anderen Dingen, wie z.B. einer Futterumstellung.

Hier noch ein paar andere beispielhafte Fragen, die du dir immer wieder stellen solltest: 

  • Liegt gerade irgendein ungewohnter Geruch in der Luft?
  • Rieche ich anders als sonst?
  • Riecht mein Pferd vielleicht gerade etwas, was ich nicht riechen kann?

Wir hoffen dass dieser Blogbeitrag euch hilft, euer Pferd noch besser zu verstehen. Denn das ist eine der wichtigsten Grundlagen für eine gesunde und glückliche Beziehung zwischen Mensch und Tier.

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